Gasheizung erneuern oder den Gasanbieter wechseln?
Die Heizanlagen gönnen sich gerade eine Sommerpause. Das heißt aber nicht, dass sie vernachlässigt werden dürfen. Im Gegenteil: Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt über Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen nachzudenken und diese bei Bedarf rechtzeitig umzusetzen, bevor die nächste Heizsaison starten. Denn bis dahin sollte natürlich alles einwandfrei funktionieren, möglichst effizienter und sparsamer als bisher. Auch eine Überprüfung des Energielieferanten und seiner Tarife dürfte an dieser Stelle äußerst aufschlussreich sein.
Die Tücken der Gasheizung und ihre Lösungen
Dreh- und Angelpunkt einer Gasheizung ist der Heizkessel. Hier lassen sich die meisten Schwachstellen finden – und folglich die meisten Optimierungsmöglichkeiten. Viele der älteren Modelle sind ungenügend isoliert und verlieren zu viel Wärme an die Umgebung, anstatt die Energie dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Mit anderen Worten, im Heizkeller ist es kuschelig warm, das Raumklima der Wohnung dagegen lässt zu wünschen übrig.
Weiterhin sind zahlreiche Anlagen in Bezug auf ihre Kesselleistung schlichtweg überdimensioniert und produzieren mehr Wärme, als verbraucht wird. Dadurch wird zusätzlich unnötig geheizt. Ein wesentlicher Kritikpunkt, der spätestens auf der Gasrechnung relevant wird.
Neben dem Heizkessel haben oftmals auch die alten Leitungen Defizite. Je nach Material und Dichtung macht sich Verschleiß bemerkbar. Womöglich wird der Druck in den Leitungen nicht mehr konstant gehalten, die Isolierung müsste ersetzt werden oder die gesamte Struktur der Heizanlage passt nicht mehr zu den Bedürfnissen der Hausbewohner.
Kostengünstige und schnell durchführbare Reparaturen sind da nur ein Tropfen auf dem im wahrsten Sinne des Wortes heißen Stein. Langfristig gesehen, hilft nur eine umfassende Sanierung, besser noch Modernisierung der Gasheizung, wenn nicht gar die Neuanschaffung eines effizienteren Brennwertkessels. Viele werden hierbei von den Anschaffungskosten abgeschreckt. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass sich die Kaufpreise meist nach nur wenigen Jahren amortisieren, zumindest wenn der alte Heizkessel durch ein hocheffizientes Modell ersetzt wird. Diese können enorm viel Energie und damit Kosten einsparen, und zwar über viele Jahre hinweg.
Der Clou dabei ist das sogenannte „intelligente Heizen“. Anstatt wie bisher permanent auf eine festgelegte Temperatur zu heizen und diese zu halten, nutzen moderne Brennwertkessel intelligente Systeme mit Sensoren und Zeitschaltuhren zur optimalen Anpassung an den Wärmebedarf des Gebäudes beziehungsweise der Wohnungen. Dies geschieht in komplexer sowie flexibler Abhängigkeit von Außentemperaturen, Tageszeiten, aktueller Bewohneranzahl und weiteren Faktoren.
Obendrein sollte der Gasanbieter finanziell durchaus an die Heizung gekoppelt werden, und zwar im Sinne von Finanzierungsmöglichkeiten, Förderprogrammen und natürlich einem individuell geeigneten Gastarif.
Förderprogramme und Zuschüsse zur Heizungserneuerung
Beim Stichwort Heizungserneuerung werden so manche Gasanbieter hellhörig. Und aktiv. Ihre Absicht ist eine klassische Win-Win-Situation: Der Verbraucher möchte sparen und klimaschonend heizen. Der Energielieferant möchte verdienen und langfristig Kunden binden. Als Katalysator dafür bieten Stadtwerke, Gas-Konzerne, aber auch Banken, Kommunen und Co. exklusive Finanzierungsmodelle sowie Förderprogramme an, unter anderem folgende:
• qualifizierte Beratungsleistungen sowie Baubegleitung durch qualifiziertes Fachpersonal
• Modernisierung von Wohnungen durch bauliche Maßnahmen, insbesondere die Verbesserung des Wohnungszuschnittes
• Gefördert werden Erdgasheizungen im Neubau sowie die Umstellung von einer anderen Energieart auf eine moderne Erdgasheizung
• Modernisierung der bestehenden Erdgasheizung bzw. die Umstellung von flüssigen und festen Brennstoffen auf umweltschonenden Erdgasbetrieb
• Einbau von Wärmedämmfenstern, Verbesserung der Wärmedämmung von Fassaden, Dächern, Kellerdecken und Heizungsleitungen
• Maßnahmen im Zusammenhang mit der Umrüstung und Umstellung der Heizungsanlage (zum Beispiel Einbau von Mess- und Regeltechnik)
• Anschluss an Fernwärmeversorgung
• Anlagen zur Wärmerückgewinnung
• Einbau von Wärmepumpen, Solaranlagen und Biogasanlagen
• Kosten für Instandsetzungen, die durch Maßnahmen der Modernisierung verursacht wurden
Zumeist handelt es sich um Kooperationen diverser Unternehmen, um den Verbraucher und Bauherren einen Kredit zu finanzieren. Oft vertreten sind dabei die KfW, BAFA, SAB und andere Finanzinstitutionen. Die Gasanbieter agieren dagegen eher als Vermittler und knüpfen beispielsweise einen Vertrag mit bestimmter Laufzeit an die Bewilligung der Förderung. Das Prozedere kann also durchaus trickreich sein und ist nicht immer transparent. Dennoch können sich die Mühen für Verbraucher lohnen, wenn die Gasheizung fortan effizienter, sparsamer und klimafreundlicher arbeitet. Parallel erleichtern derartige Fördermittel eine Investition beziehungsweise Neuanschaffung und realisieren so manche Projekte, die andernfalls gar nicht umsetzbar wären.
Die Rolle des Gasanbieters beim Erneuern der Heizung
Grundsätzlich heißt es, ein Heizkessel sollte nicht älter als 15 Jahre sein. Bis dahin ist Ihr Gastarif jedoch mehr als überfällig. Achten Sie daher beim Kauf einer neuen Gasheizung auf folgende Dinge:
• Der neue Brennwertkessel sollte einen hohen Nutzungsgrad sowie geringe Schadstoff-Emissionen aufweisen. Ideal ist die Energieeffizienzklasse A.
• Nutzen Sie erneuerbare Energien und den dafür passenden Gastarif.
• Erwägen Sie die zusätzliche Nutzung von Solarthermie und Erdwärme. Achten Sie dabei auf technische Anschlussmöglichkeiten und flexible Vertragsbedingungen bei Ihrem Gasanbieter.
Sicherlich können Sie auch mit weiteren Sparmaßnahmen Ihre Gasabrechnung reduzieren, wie etwa mit moderner Wärmedämmung, angemessenem Verbraucherverhalten sowie regelmäßiger Wartung. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Ihre Heizung mit Abstand der größte CO2-Produzent in Ihrem Haushalt ist. Den Erdgasverbrauch zu reduzieren, ist damit immer die
beste Option, den Klimaschutz zu unterstützen. Das gilt auch für Ihr persönliches Raumklima.
Ihr Gasanbieter übernimmt dabei die Rolle des Energielieferanten und sichert Ihnen regelmäßig Ressourcen. Sie als Verbraucher haben es nicht direkt in der Hand, welche Gasmischung aus der Leitung in Ihren Heizkessel strömt. Aber durch die Wahl für oder gegen einen bestimmten Gasanbieter fördern Sie indirekt die Nachfrage nach erneuerbaren Energien, nach einem Ausbau der Infrastruktur sowie nach innovativen Konzepten.
Daher sollten Sie Ihren Gastarif nicht wie den Kessel erst nach 15 Jahren prüfen, sondern regelmäßig, am besten jährlich. Ausgehend von den Prioritäten und der gesunden Logik ergibt sich folgende Reihenfolge:
• Optimale Dämmung installieren (sollte einmal reichen).
• Daraufhin den Brennwertkessel in geeigneter Größe und ausreichend Leistung einschließlich Solarthermie, intelligenter Steuerung und effizienten Modulen anschließen (mindestens alle 10 bis 15 Jahre prüfen und gegebenenfalls erneuern, sowie regelmäßig warten lassen).
• Gasanbieter mit umweltfreundlichem Gastarif wählen, dabei auf flexible Laufzeiten achten, wahlweise Neukundenrabatt, Treue-Bonus, Preisfixierung, Gasqualität, etc (Gasvergleich sollte mindestens jährlich erfolgen, wenigstens rechtzeitig vor Ablauf der Vertragslaufzeit, bevor sich diese stillschweigend verlängert).
Jedes Rädchen an Ihrer Gasheizung sollte optimal aufeinander abgestimmt sein. Angefangen beim kleinsten Thermostatventil über die Pumpeneinstellungen bis hin zum Verbrauch am Endgerät. Im Idealfall spricht man von einer „Heizungsoptimierung“. Das heißt, der Heizkessel arbeitet im Brennwertbetrieb, der Wasserdampf im Abgas wird abgekühlt und fällt als Kondensat an. Eine solche Heizungsoptimierung kann direkt beauftragt werden und wird sogar als solches gefördert (beispielsweise durch bereits erwähnte Finanzierungsprogramme).
Ihr Gasanbieter steht rein theoretisch außerhalb dieser Heizungsoptimierung, obgleich sein Tarif einen wesentlichen Faktor im Endeffekt ausmacht. Nutzen Sie also die Sommerpause, um einmal mit kühlem Kopf Ihre Gasheizung sowie Ihren Gaslieferanten zu prüfen. Es kann sich für Sie nur lohnen.